Kapitel 10

Ende Februar 2019

 

Da bin ich wieder! Sicherlich hatten Sie mich schon vermisst, oder? Aber manchmal bin ich halt ein wenig schreibfaul. Hinzu kommt, dass die Chefin in den letzten Monaten selbst dauernd auf der Tastatur herum geklappert  hat, angeblich weil sie einen Gartenratgeber schreibt. Da kam ich selbst kaum an den PC. Doch jetzt habe ich endlich die Gelegenheit und möchte Ihnen erzählen, womit ich mich neulich beschäftigt habe. Na ja, also nicht ich alleine, denn die Chefin und ihre Gartenfee haben auch ein wenig dabei geholfen. Gemeinsam sind wir dieses Frühjahr endlich mal wieder richtig den Hortensien zu Leibe gerückt. Zunächst haben wir die Rispenhortensie und die Schneeballhortensie Annabelle ratz fatz abgeschnitten. Zurück blieben nur ein paar Stummel mit je einem Augenpaar, welches mich vorwurfsvoll angeschaut hat. Aber  da ich ja inzwischen gelernt habe, dass diese Sorten am so genannten einjährigen Holz blühen habe ich mich nicht beeindrucken lassen. Die blühen schon wieder diesen Sommer!

 

Schwerer habe ich mich hingegen mit den Bauernhortensien getan, die unsere Einfahrt säumen. Diese blühen nämlich am zweijährigen Holz, das heisst sie haben die Blütenansätze bereits im letzten Spätsommer angelegt. Wenn man nun die Zweige einkürzt, treiben sie zwar neu aus, aber eben ohne zu blühen. Also dürfen hier nur die alten Blütenstände dicht oberhalb des ersten intakten Knospenpaares abgeschnitten werden.

 

Da die Büsche jedoch inzwischen sehr dicht geworden waren haben wir zu Dritt beschlossen sie einmal gründlich auszulichten. Na ja, eigentlich nur zu Zweit, denn die beiden anderen wissen ja nichts von meiner Existenz.

 

Im Prinzip sollte aus jedem Strauch nur ein Viertel der alten Triebe an der Basis raus geschnitten werden, damit sich die Hortensien endlich mal verjüngen können. Eine Massnahme, die in der Pflanzenwelt häufig super funktioniert, bei uns Heinzelmännern hingegen eher leider nicht.

 

Was soll ich sagen, als wir endlich fertig waren bestand jeder Strauch maximal noch aus zweidrittel der alten Triebe!

 

Hallo? Bruchrechnung!!!

 

 Wie auch immer, mir gefällt es! Und ich bin sicher, dass alles wieder gut wird. Lassen wir uns überraschen!

 

Bis bald,

 

Ihr gelber Heinz

 

 

Kapitel 9

29.03.2018

Nun, das war ja wohl ein Satz mit X! Die ganzen Geranien sind bei den arktischen Temperaturen im Februar erfroren. Tja, das kommt halt davon, wenn man so lange in die Ferien geht… Ich hingegen habe nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern mich im Winter fortgebildet und weiss nun, wie wir unseren Buchsgarten retten können. In der Februarausgabe der Zeitschrift „Mein Schöner Garten“ gab er hierzu nämlich einen tollen Artikel. Hurra! Es gibt neue Chancen für den Buchs, der von Triebsterben, Buchsbaumkrebs und Zünslern bedroht ist.  Sofort habe ich die Heckenschere rausgeholt und habe ihn zurecht gestutzt. Nun ja, ganz gerade sind die Hecken nicht geworden, ebenso wenig wie die Kugeln rund, aber wenn man nicht so genau hinschaut… Das wächst ja eh alles wieder, hoffentlich. Wenn man nämlich im Winter schneidet ist die Gefahr einer Pilzinfektion deutlich geringer als bei den warmen Temperaturen im Sommer, wo der Schadpilz Volutella buxi, auch Buchsbaumkrebs genannt, über die Schnittstellen in die Pflanzen eindringen kann. (Bitte Applaus für meine Lateinkenntnisse, die ich mir auch so nebenbei angeeignet habe!)Nach dem Schnitt habe ich fein säuberlich alles aufgeräumt und die Schere desinfiziert. Sicher ist sicher! Dann habe ich 25kg pulverisierten Algenkalk bestellt. Diesen werde ich Anfang Mai vorbeugend über die Hecken stäuben und vom Regen einwaschen lassen. Diese Behandlung soll gegen das gefürchtete Buchstriebsterben Cylindrocladium buxicola helfen. Sie  soll ausserdem einen zweiten positiven Nebeneffekt haben: die Raupen des Zünslers, die aus den Eiern schlüpfen, welche der Falter tief im Innern der Pflanzen ablegt, scheinen sich nicht entwickeln zu können. Quod est demonstrandum.

Na, wenn das keine guten Nachrichten sind!

 

 

 

Kapitel 8

14.11.2017

Hoppla, das war aber allerhöchste Eisenbahn! Bevor der Zug abgefahren war, schleppte ich heute sämtliche Pelargonien ins Haus. Denn ich habe beschlossen selbige zu überwintern! Mal schauen, ob es klappt! Mir tut es einfach zu leid diese riesigen Blütenmonster zu entsorgen. Sie haben wirklich den ganzen Sommer und bis in den Herbst hinein alles gegeben. Dieser Einsatz muss doch belohnt werden!

 

 Falls Sie nicht wissen sollten, wovon ich gerade rede: Pelargonien = Geranien. Häh? Vermutlich heissen die Pflanzen so, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Storchschnabelarten (botanisch Geranium) haben und zudem noch zur Familie der Storchschnabelgewächse (Geraniacea) gehören. Aber, was für die Pflanzen wesentlich wichtiger ist, sie gehören zur Gattung Pelargonium, und damit ist es für sie in unseren Breitengraden im Winter Schluss mit Lustig. Denn sie stammen ursprünglich aus dem südlichen Afrika, wo es bekanntermassen keine derart kalten Winter gibt, wie bei uns in Mitteleuropa.

 

 Natürlich sind diese Klugschwätzereien nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern  ich habe mich mal wieder im Internet schlau gemacht.  Und siehe da, es scheint recht einfach zu sein Geranien, Entschuldigung Pelargonien über den Winter zu bringen.  Das einzige Problem: wir haben keinen hellen Raum, in dem konstant 5 bis 10 Grad Celsius herrschen! Aber wer hat das schon??? Outsourcen ist auch keine Option, deshalb Mut zur Lücke. Irgendwo habe ich auch einmal gelesen, dass sie auch im Dunklen überleben. Dazu müssen sie allerdings „Federn“ lassen, und zwar gründlich! Also habe ich mal wieder die Schere angesetzt. Schnipp, schnapp, weg mit Blüten und Blättern, denn diese sind im Winterquartier extrem anfällig. Pro Seitentrieb habe ich nur 2 bis 3 verdickte Knoten übrig gelassen. Aus diesen sollen die Pflanzen im Frühjahr wieder austreiben, hoffentlich… Ich habe sie übrigens in ihren Kästen gelassen um sie (und mich) nicht noch mehr zu stressen. Nächstes Jahr bekommen sie dann ordentlich „Futter“, sofern sie denn überlebt haben… Bis dahin müssen sie auf den Dachboden. Gegen Frost habe ich ein Vlies drüber gelegt. Mal schauen, ob es ausreicht. Falls nicht, wandern sie auf den Kompost und kommen so wieder in den natürlichen Kreislauf. Und die Chefin muss halt doch im Frühjahr wieder neue Pflanzen kaufen. Was soll`s!

 

Dennoch verdünnisiere ich mich jetzt erst einmal…

 

 

 

 

Kapitel 7

27.07.2017

 

Na super! Jetzt weiss ich endlich, weshalb wir diesen Sommer unter einer Mäuseplage leiden!

 

Die anscheinend einzig zurückgebliebene Nachbarskatze mit Namen „Schlusslicht“ hat mir gestern erzählt, dass alle ihre Kollegen diesen Sommer bei den Thunerseefestspielen engagiert seien und dort um die Wette singen und tanzen. Als Gage gibt es tolles Fressen. Da braucht man im Courage-Garten natürlich keine Mäuse mehr zu jagen! Und so vermehren sich diese Plagegeister hier fröhlich und futtern  sich die Wampe voll wie im Gourmet Restaurant. Obwohl! Dort sollen die Portionen nicht so reichlich bemessen sein…

 

Egal! Auf ihrer Speisekarte stehen als Vorspeise:

 

Tulpenzwiebelsuppe mit Erdcroutons! Von den Zwiebeln waren reichlich vorhanden, in den Beeten, wie auch im Gartenhaus. Jetzt nicht mehr!

 

1. Hauptgang: Samen vom Schlafmohn in seiner Kapsel garniert mit Rosenblüten. Also wird es nächstes Jahr eher weniger Schlafmohn geben…

 

2. Hauptgang: Grüne Tomaten erntefrisch von der Rispe (rote Tomaten adé!)

 

Alternativ

 

Blüte vom Sonnenauge Mars

 

Oder

 

Rispe vom Stachys Hummelo

 

Ich mag gar nicht an das Dessert denken!:

 

Dahliensorbet mit Asternschaum!

 

Dem gehört Einhalt geboten!!! Also habe ich die Chefin in die Landi geschickt, doch dort stand sie vor leeren Regalen! Alle Gerätschaften,  die diesen Feinschmeckern Einhalt gebieten könnten, sind derzeit ausverkauft. Wir scheinen also nicht die Einzigen zu sein!!!

 

Ich versuche derweil  die „Gäste“ zu verscheuchen. Mit mässigem Erfolg…

 

Hoffen wir also auf die Zeit nach dem 25. August, wenn das Engagement in Thun abgelaufen ist und die Katzenkollegen heim kehren!!! Hoffentlich nicht zu satt!!!!

 

 

 

Ich melde mich, oder auch nicht…

 

 

Kapitel 6

07.05.2017

 

Ich hab´s doch gleich gesagt! Vor den Eisheiligen sollte man keine empfindlichen Pflanzen nach draussen oder in die Erde bringen!!! Aber auf mich hört ja keiner! Kaum scheint die Sonne mal für ein paar Tage, schon spielen alle verrückt und glauben das bleibe nun das kommende halbe Jahr so. Selbst die Pflanzen! Und die sollten es ja nun wirklich besser wissen. Was tun sie stattdessen? Sie treiben wie jeck, bilden kleine, empfindliche Blätter und noch empfindlichere Blüten. Und die Chefin macht auch mit und verbuddelt Mitte April bereits die Dahlien in den Beeten. Das konnte ja nicht gut gehen! Aber auf mich hört ja keiner! Dabei höre ich ja immer den Wetterbericht! Und war dementsprechend vorgewarnt. Also habe ich eine Nachtschicht eingelegt und versucht zu retten, was ich konnte: zunächst einmal habe ich die ganzen Staudenpfingstrosen, die schon ganz dicke Knöpfe haben, fest zusammengebunden, damit der angekündigte nasse Schnee sie nicht auseinander bricht.

 

 

Über die Inkalilien, die die Chefin neulich für einen stolzen Preis in der Landi erstanden hat, habe ich grosse Eimer gestülpt.

 

 

Den schwächelnden Lavendel habe ich mit Vliess abgedeckt. Und dann ging mir so langsam das Material aus.

Was sollte ich nur mit den Dahlien machen? Von denen war zwar kaum etwas zu sehen, aber wer weiss, wie tief der Frost in die Erde gehen würde. Ich habe lange überlegt, dann kam mir die zündende Idee! Was Schafe warm hält, kann auch Dahlien warmhalten! Also habe ich kurzerhand Schneckenkrägen über die Pflanzen gestülpt und mit einem weichen, flauschigen Wollschal umlegt. Das sah vielleicht witzig aus! Auch der Hortensie Annabelle, die dieses Frühjahr einen radikalen Schnitt erfahren hat, habe ich etwas Wolle übergeworfen. Und was soll ich sagen? Meine derart präparierten Pflanzen haben es alle überlebt! Schade jedoch um die, die ich nicht retten konnte: die Kiwi, die Glyzinie, der Wein und der Blauglockenbaum. Doch abwarten und Tee trinken, wie der Engländer zu sagen pflegt. Und der muss es ja wissen!

 

 

 

 

Kapitel 5

 

11. 04. 2017

 

Hilfe!!! Vandalen sind unterwegs!!! Meine Winterbehausung ist fort!!!

 

Und überhaupt!!! Seit ein paar Wochen wird hier gegraben, geschnitten, gejätet, gebuddelt was das Zeug hält!

 

Und meine Gartenfee ist auch wieder da!!! Wow, da schlägt mein Herz gleich wieder ein paar Takte schneller!

 

Wenn da nicht neuerdings dieser Geruch wäre… So, als wäre eine Herde Schafe durch unseren Garten gelaufen! Oder genauer, als hätten sie ihr Fell bei uns verbreitet! Und genau danach sieht es aus! Überall liegen Wollknäuel herum. Was soll das denn jetzt? Also mal schnell Google befragt… Aha! Schafwolle sei ein toller Dünger! Er enthält angeblich wenig Phosphat, dafür viel Nitrat, Kalium und Schwefel. Und sei deshalb besonders geeignet für Starkzehrer wie Tomaten und Kartoffeln, anderes Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Der nächste sehr wichtige Vorteil des Schafwolle-Düngers sei seine Quellwirkung. Schafwolle sei nämlich in der Lage das 3,5 fache an ihrem Eigengewicht an Wasser aufzunehmen. Dadurch soll die Bodenfauna nachhaltig gefördert werden. Dies läge an dem großen Anteil von organischen Substanzen, der Wasserspeicherfähigkeit und der damit verbundenen Humusbildung. Der Boden im Garten würde damit aufgelockert. In unserem lehmigen Boden wäre dies bestimmt von Vorteil, denn gerade heute habe ich die Chefin noch stöhnend im Beet hocken gesehen, mit einem dicken Klumpen Erde am Spaten klebend! Na ja, probieren geht über studieren!

 

Soweit ich mitbekommen habe, will sie jetzt ihre Tomatensetzlinge in ein Gemisch aus Schafswolle und ein wenig Erde setzen. Mal sehen, was da wieder heraus kommt!

 

Aber was soll ich jetzt noch tun? Genau! Ich buddele diese weissen Knäuel jetzt noch tiefer ein, denn das sieht ja schon ein wenig merkwürdig aus… Vielleicht bekommen wir in Zukunft mehr braune oder schwarze Wolle. Ich muss mal unsere Nachbarin fragen. Die ist nämlich für den Nachschub zuständig!

 

Zum Glück rieche ja nur ich das Zeug, weil mein Riechorgan etwa 25 Zentimeter über der Erde ist. „Normalsterbliche“ bekommen davon nichts mit. Vielleicht also wirklich eine super Idee??? Ich werde berichten!!!

 

 

Kapitel 4

 08.03.2017

 

Heute kann ich mich nicht mehr zurückhalten. Im Wetterbericht wurde föhniges Wetter angekündigt, und ab Morgen soll es wieder schlechter und kalt werden. Also, was gibt es zu tun? Oh je! Jetzt im März schon wieder eine ganze Menge!!! Und wir hinken ganz schön hinterher! Das kommt davon, wenn die Chefin dauernd in Urlaub fährt! Aber, na ja, es sei ihr gegönnt. Schliesslich bin ich ja auch noch da. Doch was kann ich tun, ohne dass sie gleich in Ohnmacht fällt? An die Rosen will ich noch nicht ran. Damit soll man warten, bis die Forsythien blühen. Die Hortensien vielleicht? Nee, das soll sie mal selber machen. Ich hab`s! Ich schneide die Sträucher, die den Sonnengarten einfassen. Diese sind letztes Jahr so hoch geworden, dass man kaum noch auf den See schauen konnte. Jetzt sind sie fällig. Mal sehen, was haben wir denn da? Aha, Forsythien. Mist, die darf ich jetzt nicht schneiden, sondern wie alle Frühblüher, erst nach der Blüte. Denn sie haben ihre Blüten bereits im letzten Jahr angelegt, und wenn ich jetzt schneide dann hat sich das mit dem Blütenflor erledigt… Aber da stehen noch andere Sträucher! Die mit den leuchtend roten und gelben Zweigen. Wenn ich mich nicht täusche handelt es sich um den Purpur- Hartriegel und den Gelbholz- Hartriegel. Beide haben jedenfalls ein enormes Wuchspotential und ich glaube, da kann ich nichts falsch machen.

Also, ran an die Buletten! Schnipp schnapp, schnipp schnapp, weg mit den Zweigen. Herrlich, das macht richtig Laune! Und den noch, schnipp. Das sieht ganz schön übersichtlich aus! Doch was mache ich jetzt mit dem ganzen abgeschnittenen Kram?

 

Einige der Ruten kann man sicherlich im Sommer noch zum stäben gebrauchen! Das sieht doch viel besser aus, als diese blöden grünen Stangen aus kunststoffummantelten Metall! Aber der Rest? Den kann ich doch nicht liegen lassen...

 

 

Also den Häcksler rausgezerrt und rein damit. Natürlich mit Schutzbrille! Und Vorsicht, dass ich nicht mit gehäckselt werde!

Das Schnittgut kippe ich zum mulchen dann einfach wieder zwischen die Sträucher. Ein super Recycling!

 

Doch, ich bin sehr zufrieden mit mir! Aber  was wird die Chefin sagen? Ich fürchte, sie wird doch in Ohnmacht fallen…

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 3

 

24. Februar 2017

 

Ooops! Die Familie ist scheinbar schon wieder ausgeflogen! Ja was glauben die denn??? So ganz allmählich sollten sie sich mal wieder an die Arbeit machen!! Im Garten geht es nämlich langsam los. Letzte Woche, da wurde es auf einmal richtig warm, und prompt reckten die Winterlinge ihre gelben Köpfe Richtung Sonne. Schneeglöckchen sind ja auch schon überall zu finden. Ich habe mich immer gefragt, wieso sie an allen möglichen Stellen im Garten auftauchen. Jetzt weiß ich es: ihre Samen besitzen einen Fortsatz, den Ameisen besonders gerne mögen. Und so verteilen sie die Samen fröhlich im ganzen Garten. Wussten Sie, dass es weltweit ca. 1500 Schneeglöckchenarten gibt? Gezüchtet und gehandelt werden sie vor allem in England und Schottland. Dort treffen sich dann auch die leidenschaftlichen Sammler, die bereit sind für eine einzige Zwiebel 350 Euro auf den Tisch zu legen. Gut, dabei handelt es sich dann um eine Art „Blaue Mauritius“ unter den Schneeglöckchen mit dem Namen „Green Tear“, weil sie zartgrüne Blütenblätter hat, und nicht um unser heimisches Galanthus nivalis…

 

Ich überlege gerade, ob ich den Ameisen nicht ein wenig helfen, und ein paar der Horste in unserem Garten teilen soll. Ich habe gelesen, dass man dies am besten noch während der Blüte tut, „in the green“, wie der Engländer so nett sagt. Und der muss es ja wohl wissen!

 

Ich könnte aber auch das alte Laub der Lenzrosen abschneiden. Dieses hat nämlich ein paar braune Flecken, die von Pilzen stammen. Also weg damit, aber ganz vorsichtig um nicht die neuen Blatt- und Blütentriebe zu erwischen!

 

Ende Februar wird es auch Zeit die Bauernhortensienhecke, die unsere Einfahrt ziert, zu schneiden. Diese tragen nämlich noch die alten, vertrockneten Blütenstände. Normalerweise schneidet man sie gleich oberhalb eines gesunden, grünen Knospenpaares ab, aber dieses Jahr müssen wir mal echt ein wenig radikaler ran, denn die Büsche sind zum Teil so riesig geworden, dass sie bei Regen komplett auseinander fallen, und den Treppenabgang seitlich des Hauses blockieren.

 

Also Leute, kommt mal wieder nach Hause. Es gibt einiges zu tun!

 

Kapitel 2

 

26. Januar 2017

 

Hallo? Ist da jemand?- Schon seit einigen Tagen höre und sehe ich keine Menschenseele mehr in diesem Garten, und die beiden vierpfotigen Fellmonster, die mich anfangs tierisch erschreckt haben, sind auch nicht mehr aufgetaucht. Anscheinend ist die ganze Familie ausgeflogen. Ja und wer arbeitet jetzt im Garten? Also wenn die glauben, dass ich….???? Ich habe doch gar keine Ahnung! Soll ich jetzt Schnee schippen oder was? Brrr, und kalt ist es… Zum Glück habe ich ein gemütliches Heim in einem zur Zipfelmütze zusammen gebundenen Pampasgras. Hier ist es schön trocken.  Also gut, befrage ich mal das Internet. Aha! Es gibt im Januar im Garten gar nicht soooo viel zu tun! Okay, man kann natürlich immer was tun, wenn man will… Aber man darf sich auch ein wenig Ruhe gönnen! Zumindest bei diesen tiefen Temperaturen! Jetzt verstehe ich auch, weshalb die Gräser in diesem Garten alle zusammen gebunden sind: damit sie nicht von innen faulen! Super Idee! Und der Schnee ist auch prima, denn er isoliert sehr gut. Allerdings kann er auch zu Schneebruch führen. Also ich mache mich jetzt mal auf die Socken und werde ihn von den Rhododendren  und den Hortensien schütteln, damit da nichts passiert. Und danach werde ich mich erst einmal ausruhen. Man soll ja nichts übertreiben…

 

 

Kapitel1

 

22. Januar 2017

 

Gestatten, mein Name ist Heinz, gelber Heinz, und ich bin, oder besser war ein Heinzelmännchen. Seien Sie ehrlich! Das hätten Sie jetzt nicht gedacht! Sie glaubten bestimmt, ich sei ein Gartenzwerg! Bin ich aber nicht! Gott behüte! Und wenn Sie einmal genauer hinschauen, so sehe ich doch gar nicht aus wie ein Gartenzwerg. Oder trage ich etwa eine rote Zipfelmütze? Sehen Sie! Nein, nein, mit diesem Inbegriff des Spiessbürgertums habe ich nun wirklich nichts an der Mütze! Wie gesagt, ich war einmal ein Heinzelmännchen und vorab zur Erklärung: wir, die Heinzelmännchen waren Kölner Hausgeister, die nachts wenn die Bürger schliefen, deren Arbeit verrichteten. Dabei wollten wir unerkannt bleiben. Doch dann hat die neugierige Frau des Schneiders Erbsen auf ihre Treppe gestreut, und wir sind runter gefallen. Diese blöde Ziege hat sich dann auch noch lustig über uns gemacht! Deshalb sind wir nicht mehr wieder gekommen. Das hat sie nun davon, die dumme Kuh. Tja, aber seitdem sind wir arbeitslos. Den grössten Teil unserer Sippe trifft das nicht so hart, denn die sind ja schon lange im Rentenalter, aber ich war damals noch ziemlich jung. Ich habe dann eine Zeit lang rum geharzt, aber das war auch nicht so dolle. Ein Kollege hat mir dann erzählt, dass es in der Schweiz schön sein soll, also habe ich mein Bündel geschnürt und bin los gezogen. Schliesslich bin ich in einem Kaufhaus in Bern gelandet. Dort habe ich eine Zeitlang in der Deco dumm rum gestanden, bis mich vor knapp zwei Jahren eine junge Frau entdeckte. Ich war ja voller Hoffnung, als sie mich abschleppte, aber leider suchte sie nur ein Geburtstagsgeschenk für eine Kollegin...Und so bin ich schliesslich in diesem Garten gelandet.  Hier bin ich erst einmal in eine Art Schockstarre gefallen. Wissen Sie warum? Schliesslich hatte ich Köln verlassen wegen besagter Schmach, und was höre ich? Kölsche Tön! Das musste ich erst einmal verdauen!

 

Doch so ganz allmählich beginnt mein Heinzelmännchensyndrom zu kitzeln. Also ich würde ja gerne mal wieder etwas tun, ganz heimlich still und leise, nur dummerweise liegt mir Gartenarbeit so gar nicht! Und ich habe auch gar keine Ahnung wie es geht! Aber zum Glück gibt es Google (ja, ja, Sie haben ganz richtig gehört, auch wir Heinzelmännchen leben nicht mehr hinter dem Mond!) Dort kann ich mich sicherlich schlau machen!  Meine Idee ist jedenfalls mich wieder ein wenig nützlich zu machen und dabei  eine Art „Gartentagebuch“ zu führen, welches ich dann auf diese Homepage bringe. Allerdings habe ich noch keine Ahnung wie und wann und wie oft, denn dieser PC ist besser geschützt als Fort Knox!  Also, wenn Sie nichts mal von mir hören ist mir entweder nichts eingefallen, oder ich habe mich am Firewall nicht vorbei schleichen können… Zum Schluss noch eines: nehmen Sie nicht alles zu ernst! Ich bin eine Sagenfigur!